Freiheit in Spielen – Segen oder Fluch

  • 29. August 2016 / Videospiele

In diesem Monat hat ein Spiel die Gaming Webseiten stark geprägt: No Man’s Sky. Während ein großer Teil der Spieler mit der Neuerscheinung nicht viel anfangen kann und sich schnell beginnt zu langweilen, haben andere durchaus Spaß und bereits viele Spielstunden im virtuellen Weltraum verbracht. Aber woran liegt es, dass die Spieler so unterschiedliche Erfahrungen machen?

Die gleiche Frage habe ich mir auch schon am Anfang des Jahres bei Black Desert Online gestellt. Es gab viele, die das Sandbox Online-Rollenspiel sehr gefeiert haben und andere, die nach erreichen der maximalen Charakterstufe recht schnell das Interesse daran verloren haben.

Um dem auf den Grund zu gehen, habe ich mir folgende weitere Frage gestellt: Was sind No Man’s Sky und Black Desert Online für Spiele und wie unterscheiden sie sich von anderen?

Keine Story und viele Freiheiten

Beides sind Spiele, die eine Hauptgeschichte haben. In beiden Spielen ist diese aber nicht im Mittelpunkt des Spielgeschehens. Sie dient eher als Tutorial und nett verpackter Richtungsgeber.

Statt aber durch interessante Charaktere oder packenden Wendungen in der Geschichte zu überzeugen, haben diese Spiele andere Stärken. Sie bieten dir als Spieler Handlungsfreiheit. Du hast eine frei begehbare Welt und du entscheidest, welche Ziele du verfolgst, welche Aufgaben zu annimmst und wie du deinen Charakter weiterentwickelst. Genau diese Freiheit kann für dich positiv oder negativ sein.

Spieler, die ein Ziel vor Augen brauchen

Es gibt Spieler, die wollen von einem Spiel unterhalten werden. Sie wollen in etwa so unterhalten werden, wie von einer TV-Serie oder einem Film. Nur eben mit dem Unterschied, dass es interaktiver ist.

Als Beispiel für ein solches Spiel fällt mir als erstes Splinter Cell: Conviction ein. Ich habe noch nie ein Spiel erlebt, dass mir mehr wie ein interaktiver Film, als ein wirkliches Spiel vorkam. Spielereihen wie Tomb Raider, Mafia oder Half Life legen ihren Fokus ebenfalls auf die Story. Selbst im Online-Rollenspiel Guild Wars 2 wurde ich eher durch die Geschichte voran getrieben, als durch die Freiheiten, welche mir das Spiel bot.

Wenn ein Spiel durch seine Story überzeugen möchte, kann es dem Spieler nicht zu viel Freiraum lassen. Es muss Grenzen setzen. Ohne diese, würde ein packendes und gutes Gerüst einer Geschichte gar nicht funktionieren.

Selbst ein Spiel wie Dragon Age: Origins, dass dir unglaublich viele Freiheiten bietet, limitiert den Spieler in vielem, was die Hauptgeschichte und die mit ihr verbundenen Aktionen angeht. Da können auch die freie Rassen- und Klassenwahl, Beziehungen zwischen den Charakteren und verschiedene Lösungsmöglichkeiten für Quests nicht drüber hinweg täuschen.

Spieler, die ihre eigenen Ziele verfolgen

Es gibt aber auch Spieler, die brauchen keinen roten Pfaden. Diese können in einer virtuellen Welt ausgesetzt werden, bekommen die Grundmechaniken erklärt und können daraufhin auf eigene Faust weiter machen. Sie brauchen als Motivation keine Story und kein vorgegebenes Ziel. Das Ziel setzen sie sich selbst. Für genau solche Spieler sind Spiele wie No Man’s Sky oder Black Desert Online, um auf den Anfang zurück zu kommen.

In Black Desert Online habe ich mir eine eigene Geschichte um meine Tierbändigerin gesponnen. Für mich ist der Weg zum maximalen Level das Ziel gewesen und nicht das Level selbst. Und so machte es mir nichts aus, auch nach vielen Spielstunden noch nicht über Level 30 zu sein. Die Notwendigkeit dazu bestand aus meiner Sicht gar nicht, da ich meinen Weg, den ich mir zu diesem Zeitpunkt ausgesucht hatte, auch so super bestreiten konnte.

Auch bei No Man’s Sky wird es solche Spieler geben. Diese sich kreativ und denken sich ihre eigene Geschichte zum Zentrum des Universums aus. Und genau für solche Spieler ist das Spiel aus meiner Sicht auch gemacht.

Bewusstsein für den eigenen Spielertyp

Ich denke, dass bei No Man’s Sky viele Spieler sich nicht bewusst sind, auf was sie sich da einlassen. Die Gründe dafür sind sicherlich sehr unterschiedlich. Spieler, die falsch informiert oder dem Hype erlegen. Aber auch solche, die einfach nichts mit der grenzenlosen Freiheit anzufangen wissen, weil sie gar nicht diese Art Spielertyp sind. Das ist auch völlig in Ordnung. Allerdings sollten sie sich dessen bewusst werden. Dadurch können enttäuschende Fehlkäufe vermieden werden.

Ich habe im Laufe der Jahre zum Beispiel über mich gelernt, dass ich das richtige Setting benötige, um meiner Fantasie freien Lauf zu lassen und mit großen Freiheiten in Spielen etwas anzufangen. Durch Freelancer habe ich gemerkt, dass ich als Captain eines eigenen Raumschiff mir sehr gut meine eigene Geschichte ausdenken kann und viel Spaß daran habe, durch das Weltraum zu fliegen und mir meine eigenen Herausforderungen auszusuchen und zu stellen.

Wie oben bereits zu lesen war, konnte ich auch mit dem Setting vom Black Desert Online etwas anfangen. Es gibt aber sicher auch Spiele, die das bei mir nicht schaffen. Zum Beispiel habe ich der Spiele-Reihe Tropico schon mehr als eine Chance gegeben. Das Leben als Diktator einer kleinen Insel spricht mich aber so absolut nicht an und daher fehlt mir auch die Motivation, dieses Spiel zu spielen und Freude daran zu finden.

Schlusswort

Um zur Initialen Frage zurück zu kehren: Ich denke, die Erwartunghaltung der Spieler ist ausschlaggebend. Wollen sie ein Spiel, dass sie unterhält oder eines, bei dem sie sich zu einem großen Teil selbst unterhalten? Wer diese Frage abhängig von Genre und Setting für sich beantworten kann, dürfte den ein oder anderen Fehlkauf weniger machen.