Reviews zur Anime Winter & Spring Season 2018

  • 26. Juli 2018 / Anime

Dieses Jahr habe ich es nach längerer Zeit mal wieder geschafft, mich mit ein paar aktuellen Anime zu beschäftigen. Daher gibt es hier nun kleine Reviews zu fünf Anime aus der Winter und Spring Season 2018.

Violet Evergarden

Die 13 Episoden lange Serie Violet Evergarden spielt auf dem fiktiven Kontinent Telesis in der Nachkriegszeit. Die Protagonistin Violet hat im gerade beendeten Krieg gedient und kennt nichts anderes als ihr Soldatenleben. In diesem hat sie stets Befehle ausgeführt und war eine art Killermaschine. Nun ist sie auf der Suche nach einem neuen Sinn im Leben und versucht sich dabei als Schreiberin von Briefen. In dieser Aufgabe möchte die gefühlskalte Violet die Worte und Gefühle anderer Menschen in Briefe fassen, denn nicht jeder in Telesis ist des Schreibens mächtig. Dadurch erhofft sie sich zu verstehen, was es bedeutet, zu lieben.

Wie kaum anders zu erwarten, ist der neueste Anime aus dem Hause Kyoto Animation optisch eine Wucht. Hintergründe und Charaktere sind detailliert und einfach nur schön anzusehen. Gerade das Charakterdesign und wie das Setting optisch herüber kommt hat mir sehr gut gefallen. Auch der Soundtrack ist gelungen und unterstreicht die unterschiedlichen Szenen und Stimmungen passend.

Inhaltlich bietet Violet Evergarden mit der Nachkriegszeit ein spannendes Setting. Die Auswirkungen des Krieges auf die Hinterbliebenen werden gut und nachvollziehbar gezeigt. Trotz dessen war es vor allem die Geschichte, die mich nicht wirklich überzeugen konnte.

Fast jede Folge widmet sich einem anderen Thema und Nebencharakter. Dadurch sind diese für sich recht abgeschlossen. Lediglich Violet als Hauptprotagonistin hält das Ganze zusammen. Das gelingt aber eher weniger gut, weil sie ein sehr emotionsloser Mensch ist, dessen Handlungen schwer nachvollziehbar sind. Das führt dazu, dass sie mir ziemlich egal ist und ich es nicht schaffe, eine Verbindung zu ihr aufzubauen. Dazu kommt, dass in den meisten Folgen der Fokus auf die Nebencharaktere liegt und diese fand ich weitaus interessanter als die Hauptprotagonistin. Mit fortlaufender Handlung entschärft sich das Ganze zwar etwas, da Violet auch immer wieder eine kleine Entwicklung durchmacht, aber nie so sehr, dass es mich wirklich mitreißt.

Die voneinander sehr unabhängigen Episoden führen außerdem dazu, dass Emotionen jeweils in diesen aufgebaut und gegen Ende auch wieder heraus gelassen werden. Da muss ich persönlich sagen, dass 20 Minuten nicht reichen, um mich wirklich involviert und berührt zu fühlen. Stattdessen hätte ich mir gewünscht, dass der Aufbau über mehrere Episoden geschieht und auch die eigentlich klasse Nebencharaktere mehr als nur eine Folge lang beleuchtet werden. Denn diese vielen kleinen Geschichten über diese Charaktere sind sehr schön, wenn auch meistens recht vorhersehbar.

In Violet Evergarden sehe ich vor allem eines: Inhaltlich verschenktes Potential. Das größte Problem ist für mich wirklich die Protagonistin und die Hauptgeschichte. Beides bekommt durch die episodische Erzählweise nicht genug Zeit und Raum, um sich zu entfalten. Das reißen die inhaltlich guten Episoden und die Optik nur bedingt wieder heraus. Bei den Machern von Serien wie Hibike! Euphonium und Filmen wie A Silent Voice hätte ich da mehr erwartet.

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A Place Further Than The Universe

Sora yori mo Tooi Basho stammt vom Studio Madhouse und handelt von der Highschool Schülerin Mari Tamaki. Diese macht sich Gedanken über ihr Leben und kommt zum enttäuschenden Schluss, dass sie bisher noch kein richtiges Abenteuer erlebt hat. Durch Zufall trifft sie auf ihre Mitschülerin Shirase Kobuchizawa, welchen den irrwitzigen Plan hat, zum Südpol zu reisen. Genau das könnte das Abenteuer sein, nachdem Mari gesucht hat.

In den 13 Episoden schafft dieser Anime etwas, zudem bisher kaum ein anderer imstande war: Er weckt den Wunsch raus in die Welt zu gehen und selbst ein Abenteuer zu erleben. Dies schafft die Slice of Life Serie vor allem durch die gut nachvollziehbaren Themen, welche angesprochen werden. Unerfüllte Träume. Widerstände bei dem, was du erreichen möchtest. Pflichten, denen du nachkommen solltest, dir aber nichts bedeuten. Ziele, welche harte Arbeit und Ausdauer erfordern. Das alles sind Themen, mit denen ich viel anfangen konnte und die sich der Anime traut aufzugreifen. Dadurch ist es auch einfach, mit den sympathischen Charakteren, die immer wieder ihre eigenen Schwächen und Stärken zeigen, mitzufühlen und sich in diese hinein zu versetzen. Super!

Trotz der erwachsenen Themen gerät der Spaß nicht zu kurz und so schafft es A Place Further Than The Universe die Stimmung vor allem durch die unterschiedlichen Charaktere immer wieder aufzuheitern. Diese machen im Laufe der Serie auch eine Entwicklung durch und geben so immer mehr über sich selbst preis. Das hilft auch zu verstehen, was eigentlich ihre Motivation ist.

Optisch ist die Serie, was Hintergründe und Figuren angeht, recht schlicht gehalten. Aber in den Momenten, wo es drauf ankommt, liefert der Anime auch in visueller Hinsicht ab. Das hat er wohl auch dem guten Soundtrack zu verdanken.

Als Fan vom Genre Slice of Life ist Sora yori mo Tooi Basho mein bisheriges Highlight des Jahres und definitiv zu empfehlen. Besonders, wenn dich die genannten Themen ansprechen.

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ReLIFE: Final Arc

Mit der vier Folgen langen OVA bekommt ReLIFE aus der Summer Season 2016 endlich seinen Abschluss.

Das ReLIFE, in dem Arata Kaizaki die Chance bekommt, noch einmal ein Schüler zu sein, nähert sich langsam dem Ende. Bald ein Jahr ist er nun wieder Schüler und in dieser Zeit hat er sich Freunde gemacht und Dinge erlebt, an die er gerne zurückblickt. Nun zum Ende dieser Reise wird ihm bewusst, was das Ende des Experiments für ihn und seine neuen Freunde bedeutet.

Visuell steht die neue OVA der Serie aus 2016 in nichts nach. Die Optik ist schlicht aber ansprechend. Die Hintergrundmusik simpel und passend. Die Story wird zu ihrem verdienten Ende geführt, ohne dabei großartig Neues auszuprobieren oder mit großen Überraschungen zu trumpfen. Durch einen etwas stärkeren Fokus auf Chizuru und die Beziehung zwischen ihr und Arata, schafft sie es aber interessant zu bleiben. Auch die Gefühle der beiden kommen wieder sehr gut herüber und vermitteln, was für Gedanken sie sich machen und wie sie sich fühlen.

Mit ReLIFE: Kanketsu-hen kommt ReLIFE zu seinem verdienten Ende und dieses ist gelungen. Wenn du die ursprüngliche Serie gesehen hast, solltest du dir das finale Kapitel nicht entgehen lassen. Erwarte jedoch keine großen Überraschungen oder Neuerungen.

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Yuru Camp

In Laid-Back Camp geht es um die Schülerin Rin Shima, welche an den Wochenenden, außerhalb der üblichen Saison, gerne campen geht und so immer wieder neue Campingplätze entdeckt. Die bewusst einsame Camperin trifft eines Abends auf die gleichaltrige Nadeshiko Kagamihara, welche mit dem Campen nicht vertraut ist. Zusammen mit Nadeshiko entdeck Rin, dass das Campen mit anderen Personen vielleicht gar nicht so übel ist, wie sie dachte.

In seinen zwölf Episoden ist Yuru Camp vor allem eines: pure Entspannung. Der Anime schafft es campen als eine entspannende, ruhige und gemütliche Aktivität herüber zu bringen. Ich habe selbst Lust bekommen, dieser nachzugehen. Dies schafft die Serie vor allem durch ihren sehr schönen und ruhigen Soundtrack, einer meist unaufgeregten Handlung und wunderschönen Hintergründen, wenn es um Aussichten geht.

Die Handlung schafft es trotzdem interessant zu bleiben, weil ich jedes Mal gespannt bin, an welchen schönen Ort mich die nächste Folge bringt. Außerdem vermittelt eine Erzählerstimme in jeder Episode nützliches Wissen über das Campen in Japan. Auch der Spaß kommt nicht zu kurz, da bei den Ausflügen auch nicht immer alles glatt geht.

Ansonsten lässt sich sagen, dass die Optik, abgesehen von einzelnen Hintergründen, recht zweckdienlich ist und trotzdem ihren gewissen Charme hat. Die Story bietet keine große Tiefe oder Überraschungen, funktioniert aufgrund der genannten Punkte dennoch gut.

Yuru Camp kannst du eine Chance geben, wenn du dem Genre Slice of Life etwas abgewinnen kannst und etwas entspanntes für nach der Arbeit oder vor dem Schlafengehen suchst.

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Darling in the FranXX

Die 24 Episoden langen Serie Darling in the FranXX, welche in Zusammenarbeit der beiden bekannten Studios A-1 Pictures und Trigger entstand, spielt in der weiten Zukunft. In dieser hat sich die Menschheit in mobile Kuppeln zurückgezogen und kämpft mit Mechs gegen die sogenannten Kyoryuu. Diese greifen die Menschen immer wieder an. Das besondere an den Mechs, mit denen die Menschen um ihr Überleben kämpfen: Sie können nur von jugendlichen gesteuert werden. Je Mech benötigt es ein Mädchen und einen Jungen, welche emotional aufeinander abgestimmt sein müssen, um optimal kämpfen zu können. Hiro ist einer dieser Jugendlichen, welche von klein auf geschult werden, um den Kampf mit den Kyoryuu aufzunehmen. Zusammen mit neun anderen bildet er ein Team. Dieses steht nun kurz davor, ihren ersten richtigen Einsatz durchzuführen.

Gerade in den ersten Episoden könnte der Eindruck entstehen, dass die Serie vor allem mit ihren oberflächlichen Themen wie nackter Haut, engen Anzügen und oberflächlichen Beziehungen zwischen den Charakteren punkten möchte. Es stellt sich dann aber zum Glück heraus, dass der Fokus doch woanders liegt.

Das Action-Drama schafft es, dich in der ersten Hälfte Stück für Stück in eine Welt voller offener Fragen und Geheimnisse einzuführen. Du als Zuschauer weißt nämlich immer nur so viel, wie die Jugendlichen. Diese kennen außerhalb ihres Lebensbereich, welcher sich ausschließlich auf ihre Ausbildung fokussiert, nicht viel. Das Kennenlernen dieser Welt macht Darling in the FranXX gerade in den ersten Episoden sehr interessant.

Auch sind die meisten Charaktere, ihre Stärken und Schwächen, ihre Gefühle und vor allem die Beziehungen zwischen ihnen gut in Szene gesetzt. Gerade das Drama macht die Geschichte zu einem grossen Teil so interessant und hat mir als Freund des Genre sehr zugesagt.

Die zweite Hälfte des Anime wird dem Ganzen dann aber leider nicht mehr gerecht und schafft es nicht, den Aufbau von Charakteren, Story und Welt gut weiterzuführen. Die geheimnisvolle Welt verliert durch eine viel zu schnelle und unspektakuläre Aufklärung ihren Reiz. Überraschende Wendungen kommen so plötzlich, aus dem Nichts und ohne eine sinnvolle Erklärung, dass sie einfach nicht hineinpassen wollen. Auch werden sie von den Charakteren viel zu schnell akzeptiert. Gut eingeführte Charaktere versinken inklusive ihrer interessanten Beziehungen in der Bedeutungslosigkeit. Das alles führt dazu, dass auch das Drama nicht mehr so überzeugend ist, wie noch zuvor.

Abgesehen vom Inhalt ist der Anime optisch schön anzusehen und ich habe das Sci-Fi Design sehr gemocht. Auch die Mechs und ihre unterschiedlichen Kampfstile sind schön in Szene gesetzt und auch das Charakterdesign hat mir zugesagt. So schafft es der Anime vor allem bei Höhepunkten eine tolle Atmosphäre zu erzeugen und bedient sich dabei auch Stilmitteln wie schwarzen Balken am oberen und unteren Bildschirmrand. Die Kämpfe sind gut und teils packend animiert. Teilweise fehlte mir da aber die Liebe zum Detail. Zu oft ist der Bildschirm gefüllt mit Explosionen.

Darling in the FranXX ist ein guter Anime, der dir vor allem gefallen dürfte, wenn du auf Drama stehst. Denn die Action ist zwar gut, insgesamt aber nicht wirklich im Vordergrund. Trotz der zweiten Hälfte, welche die Serie insgesamt so viel besser hätte machen können, kannst du Spaß mit ihr haben und das Schauen lohnt sich. Insgesamt ist aber viel Potential verschenkt worden und so bleibt ein gewisser bitterer Nachgeschmack.

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Schlusswort

Das erste Anime Halbjahr 2018 war ein ziemlich gutes und hat einiges geboten. Ich persönlich hatte insgesamt viel Spaß mit den besprochenen Serien und bin am Ende froh, sie geschaut zu haben. Auch wenn die zwei Serien in meiner Review am meisten abbekommen haben, trifft das auch auf Violet Evergarden und Darling in the FranXX zu. Die zwei Seasons haben aber noch so viel mehr geboten und so gibt es noch einige Anime, die ich in den kommenden Wochen nachholen werde.