Review – Hyper Light Drifter

  • 31. Mai 2016 / Videospiele

Diesen Monat war ich mal wieder auf der Suche nach einem Spiel, welches ich alleine für mich spielen kann, dass eine interessante Story bietet, mich fordert und innerhalb von maximal zwei Wochenenden durchzuspielen ist. Fündig wurde ich schließlich beim Titel Hyper Light Drifter.

Ob mir das Action-Adventure in Pixelgrafik letztendlich gefallen hat und wie gut, möchte ich dir in dieser Review erläutern.

Eine Geschichte zum Interpretieren

Schon bei der Eröffnungsequenz deutet sich etwas an, dass sich tatsächlich durch das komplette Spiel zieht: Hyper Light Drifter bietet keinerlei Text oder Sprachausgabe. Alles wird lediglich durch Symbole, Bilder, Soundeffekte und der sehr stimmungsvollen Musik erklärt und untermalt.

Das bietet viel Raum für Spekulationen und Eigeninterpretationen. Dennoch schafft es das Spiel, dass du der Geschichte gut folgen kannst. Und wenn am Ende doch noch ein paar Fragen offen sein sollten, hilft ein wenig Recherche im Internet weiter.

Die Welt erkunden und Gefahren überwinden

Du startest mit deinem Protagonisten in einer kleinen Stadt, die von wenigen Einwohnern bevölkert wird und in der sich ein paar Läden befinden, in denen du später Ausrüstung kaufen und neue Fähigkeiten erlernen kannst. Aus der Stadt führen vier Wege, welche in die jeweiligen Himmelsrichtungen gehen und durch die du in vier optisch sehr unterschiedliche Regionen kommst.

Ausgerüstet mit deinen futuristisch aussehenden Waffen, einem Schwert und einer Pistole mit begrenzter Munition, machst du dich auf den Weg in das erste Gebiet. Dort triffst du auf die ersten Gegner, welche dir im Nah- und Fernkampf versuchen das Leben schwer zu machen. Dein Ziel in jedem Gebiet ist es, mindestens vier Schalter umzulegen und dich dann auf dem Weg zum Boss zu machen, um diesen zu besiegen.

Beim Finden der Schalter hilft dir die Karte nur sehr wenig. Eine der wichtigsten Aspekte des Spiel ist das Erkunden der Welt und dafür bist du komplett selbst verantwortlich. Eine Wegfindung gibt es nicht. Beim Erkunden der verschachtelten und schlauchartigen Levels musst du dir selbst merken, welche Wege du bereits genommen hast und wo noch unentdeckte auf dich warten könnten. Dabei bist du entweder an der Oberfläche der Spielwelt unterwegs oder unterirdisch, in Kammern und Gängen.

Pixelgrafik? Schlauchartige Levels? Kammern und Gänge? Das alles mag sich im ersten Moment langweilig anhören. Sehr schnell wirst du aber merken, dass die Levels von Hyper Light Drifter mit viel Liebe zum Detail gemacht sind und zum verweilen einladen. Die Gebiete sind überraschend abwechslungsreich gestaltet und laden zum Erkunden ein. Gleichzeitig tragen sie aber ihren Teil dazu bei, die Geschichte zu erzählen. So war es bei mir nicht selten der Fall, dass ich ein Level betrat und sofort das Kopfkino los ging.

Zum Trailer auf YouTube

Lerne deine Gegner kennen

Wenn du dich auf der Suche nach den Schaltern durch die Gänge und Platformen kämpfst, kommt es vor allem auf Geschick an. Das Zuschlagen mit dem Schwert im richtigen Moment, das Einsetzen der Pistole im optimalen Augenblick und das Ausweichen von gegnerischen Attacken muss in Kombination gut funktionieren, um sich durch die mal mehr, mal weniger große Anzahl an anspruchsvollen Gegnern zu schlagen. Zwar bieten die Levels neben den Kontrahenten noch Fallen, doch richtige Rätsel gibt es keine zu lösen.

In den knaggigen Kämpfen spielt nicht nur deine Reaktionsgeschwindigkeit eine Rolle, sondern auch, dass du dir die Angriffsmuster deiner Widersacher gut einprägst, um genau zu wissen, wann sie wie angreifen oder ausweichen.

Damit das nicht zu einfach wird, erwarten dich in jedem Gebiet neue Gegnertypen, die unterschiedlich hohe Lebenspunkte und Angriffsmuster haben. Es gibt aber auch solche, die du in allen Gebieten wiedertreffen wirst.

Die Suche nach der Nadel im Pixel-Heuhaufen lohnt sich

Eine gewisse Anzahl an Lebenspunkten haben übrigens nicht nur die Gegner, sondern auch du. Diese laden sich nur durch das Benutzen von Medipacks auf, welche in den Levels verstreut liegen. Manche findest du sehr offensichtlich, andere verbergen sich in Kisten oder in versteckten Ecken. Diese sind in der Pixelgrafik gar nicht so leicht zu finden und nicht selten weisen nur Kleinigkeiten darauf hin. Wer nicht die Geduld aufbringt, um sich die Levels genau anzuschauen und Dinge auszuprobieren, wird nicht annähernd alles entdecken, was Hyper Light Drifter zu bieten hat.

Das sind neben versteckten Medipacks und Schaltern auch neutrale NPCs. Jedes der vier Gebiete hat seine eigene kleine Geschichte und nur wenn du den jeweiligen NPC findest, die Levels gut erkundest und auf Kleinigkeiten achtest, kannst du dir diese zusammenreimen.

Als Motivation zum Entdecken dient zusätzlich die Tatsache, dass du Medipacks dringend benötigen wirst. Die Gegner sind alles andere als einfach und bevor du zu einem Bosskampf gehst, solltest du die maximale Anzahl an tragbaren Medipacks bei dir haben, um dich während der spannenden Kämpfe immer wieder zu heilen und so dem Tod von der Schippe zu springen.

Ein Kampfsystem, dass dich in einen Rausch versetzt

Nicht selten fühlte ich mich an Dark Souls erinnert und eine gewisse Resistenz gegen Frust solltest du mitbringen. Motivierend bleibt Hyper Light Drifter aber trotzdem, denn die Respawn Punkte befinden sich meistens an optimalen Stellen und unfair erscheint das Spiel nie. Ich hatte immer das Gefühl, dass es lediglich an mir lag und nicht daran, dass das Spiel unfair ist. Wenn du in einem Kampf Unionzentriert bist, wirst du nahezu sofort bestraft.

Die Mischung aus dem schnellen Kampfsystem und den schwierigen Gegnern sorgt immer wieder für tolle Momente. So spielte ich mich in den einzelnen Levels regelmäßig in einem Flow, in dem ich Gegner um Gegner besiegte, ohne auch nur einen Gegentreffer zu bekommen. In solche Momenten war meine Anspannung besonders hoch. Am Ende war da aber auch ein unglaublich großes Glücksgefühl, wenn ich es durch das Level geschafft hatte. Klasse!

Das ist nur möglich, weil du während der Kämpfe im ständiger Bewegung bist. Ausweichen, zuschlagen, schießen, ausweichen und so weiter. Das alles passiert direkt hintereinander und fast ohne Pause.

Wer suchet, wird besser

Damit du den immer besser werdenden Gegnern etwas entgegen zu setzen hast, kannst auch du dich weiterentwickeln. So findest du nicht nur Medipacks, sondern auch Fähigkeitenfragmente. Diese sind noch versteckter als die Medipacks und wenn du vier von diesen hast, ergibt das einen Fähigkeitenpunkt. Außerdem lassen auch die Bossgegner und manche normale diese fallen, wenn sie besiegt sind.

Wie du siehst, bist du nicht selten mit dem Suchen nach versteckten Items beschäftigt. Das stört leider immer wieder den Spielfluss und wird dadurch auch schnell nervig. Darauf verzichten kannst du aber nicht, denn dazu ist das Gefundene zu wichtig und spielendscheidend.

Mit den Fähigkeitenpunkten kannst du in der Stadt neue Fähigkeiten erlernen. So kannst du Fernangriffe mit deinem Schwert zurück werfen, neue Angriffe lernen oder ein größeres Magazin für deine Pistole kaufen. Gerade am Anfang solltest du dir jede Möglichkeit genau anschauen und überlegen, denn dann sind die Punkte noch rar und wollen gut eignesetzt sein.

Leichtes Schwächeln vor dem Finale

Ich weiß nicht, ob es an den zusätzlichen Fähigkeiten lag, die ich am Ende des Spiels hatte oder ein allgemeines Problem ist. Aber im letzten Abschnitt vor dem Finale lässt der Schwierigkeitsgrad stark nach. Ich starb an den besonders schwierigen Stellen höchstens drei Mal. In den Gebieten davor hatte ich deutlich mehr Versuche benötigt.

Natürlich setzt im Laufe des Spiels ein Lerneffekt ein und du wirst mit der Zeit besser. Aber dieser Abschnitt ging deutlich einfacher und schneller vorüber als alle vorherigen. Das war etwas schade.

Schlusswort

Hyper Light Drifter erzählt in seinen zehn Stunden eine tolle Geschichte, in einer abwechslungsreichen und schön anzusehenden Welt, in der du als Spieler deiner Fantasie freien Lauf lassen kannst. Dazu kommt noch ein eigentlich simples Kampfsystem, dass durch die schwierigen Gegner aber erst einmal gemeistert werden will und ein Erkundungsdrang, der durch das Finden von Belohnungen motiviert.

Das Spiel bietet ein super Gesamtpaket und die kleinen Schwächen, lässt es einem schnell verzeihen. Für mich eine weitere positive Überraschung des noch jungen Jahres 2016.