JRPGs – Eine spät entdeckte Hassliebe

  • 10. April 2017 / Videospiele

Final Fantasy, Tales of, Fire Emblem, The Legend of Heroes und Valkyria Chronicles sind alles JRPG-Videospiel-Reihen. Bis vor ein paar Jahren kannte ich die meisten davon noch nicht, obwohl ich schon von klein auf ein begeisterter Spieler bin. Warum ich erst jetzt dieses Genre für mich entdeckt habe, durch welche Spiele ich meine ersten Kontakte mit JRPGs hatte und was ich nach diesen Erfahrungen von diesem Genre halte, möchte ich dir heute gerne verraten.

Keine Konsole, keine Japanischen Rollenspiele

Als Kind hatte ich folgende Konsolen: SNES, N64, GameCube, PlayStation und PS2. Auf diesen spielte ich aber vor allem Renn-, Sport-Spiele und Action-Adventures. Damals war es ein Hobby, das nur nebenher lief. Es war lange vor der Zeit, in der ich mich wirklich intensiv und leidenschaftlich mit Videospielen auseinandersetzte.

Als ich dann anfing mich wirklich intensiv mit Videospielen zu beschäftigen, waren die Konsolen Geschichte und meine Platform war der Computer. Jedenfalls wurden Spiele wie Tales of oder Final Fantasy sehr lange lediglich für die Konsole entwickelt und veröffentlicht. Die Portierung auf den PC ist etwas, dass erst die letzten Jahre verstärkt kam. Tales of Zestiria war der erste Teil der Tales of-Reihe, der auch auf dem PC veröffentlicht wurde. Das war im Oktober 2015. Der erste Teil der Final Fantasy-Reihe, welcher einen Port bekam, war FF VIII im Jahr 2000, ein Jahr nach dem Release auf der PlayStation. Doch wurde seitdem längst nicht jeder Teil für diese Platform veröffentlicht. So ist auch der neuste Titel exklusiv für die PlayStation 4 erschienen.

Wie du also sehen kannst, war es nicht einfach in den Geschmack von JRPGs zu kommen. Einem Genre, mit dem ich als PC-Spieler eher weniger in Kontakt komme. Dennoch hatte mich diese Spiele schon immer fasziniert. Durch das Verwenden des Internet und Sozialen Netzwerken bekam ich einiges über die Spiele mit. So nahm ich mir vor, JRPGs auf jeden Fall mal genauer unter die Lupe zu nehmen, sobald ich die Möglichkeit hätte, auf einer Konsole zu spielen.

Erster Kontakt

Im Jahr 2014 war es dann soweit. Mein erstes JRPG, welches ich selbst gespielt habe, war Final Fantasy Tactics A2 und lief auf dem Nintendo DS. Das ist gerade mal drei Jahre her. Das Spiel hat mich wirklich in seinen Bann gezogen. Das Leveln jeden einzelnen Charakters, die Suche nach neuer Ausrüstungen, die Charaktere mit ihren eigenen Klassen und kleinen Geschichten, die Story und Nebenquests. All das hat mir unglaublich viel Freude bereitet und mich in diese fiktive Welt super eintauchen lassen. Das hatten bis dahin nur die wenigsten Spiele geschafft.

Gleichzeitig zeigte mir Final Fantasy Tactics A2 aber auch, was ich schon lange befürchtet hatte: JRPGs sind zeitintensiv. Sie sind wahre Zeitfresser. Nach über 35 Stunden war bezüglich der Story noch kein Ende in Sicht. Und dann gab es da noch so viele Nebenquests, die ich alle gerne gemacht hätte. Ich sah aber einfach keine Möglichkeit, mir die Zeit für diese zu nehmen. Die Story zu beenden schien für mich als PC-Spieler, der solche zeitintensiven Spiele nicht gewohnt war, schon herausfordernd genug zu sein.

Mit einem Job, weiteren Hobbies und anderen Beschäftigungen ist es aus meiner Sicht unglaublich schwer am Ball zu bleiben. Und wenn das Spiel dann mal ein paar Wochen nicht angerührt wird, ist es auch gar nicht so einfach, wieder rein zu kommen. Videospiele aus dem Genre JRPG sind in der Regel komplex und es gibt viele Dinge, die ich als Spieler beachten muss, um gut voran zu kommen.

Die Geschichte von Final Fantasy Tactics A2 habe ich bis heute nicht durchgespielt. Seit dem bin ich aber auch im Besitz einer PlayStation 3 und einer Wii (U) gekommen und konnte so noch mehr Spiele für mich entdecken.

Was ich an JRPGs mögen gelernt habe

Spielwelten zum Eintauchen

Videospiele wie Final Fantasy X, Tales of Symphonia und The Legend of Heroes: Trails in the Sky haben mir alle gezeigt, dass gute JRPGs eines besonders gut können: Faszinierende und detaillierte Welten zu erschaffen, in die ich super eintauchen kann und sehr glaubwürdig herüber kommen. Das kommt aus meiner Sicht vor allem durch die Liebe für Details.

Ich kann mir die Zeit nehmen und mich mit kleinen Nebencharakteren beschäftige, die ich auf meiner Reise treffe. Ich erfülle Nebenquests und kann dabei auf kleine Details achten. Ich kann mir die Geografie der Welt genau anschauen. Wenn ich mir die Zeit für das alles nehme, sehe ich die Zusammenhänge und damit auch eine Spielwelt, in der das meiste unglaublich gut zusammen passt. Genau das überrascht mich immer wieder sehr positiv und finde ich sehr faszinierend.

Kämpfe mit Komplexität

Besonders Final Fantasy X hat mir gezeigt, wie durchdacht Bosskämpfe sein können. Hier brauchte ich in diversen Kämpfen nicht nur eine schlagkräftige Gruppe, sondern musste auch die Schwächen der Gegner finden. Und das war viele Male gar nicht so einfach und es flimmerten einige Game Over-Szenen über den Fernseher. Am Ende war es dann aber ein unglaublich tolles Gefühl, die Schwächen des Gegners erkannt und ihn besiegt zu haben. Dadurch hat FF X es auch geschafft, dass ich mich noch bis heute an die meisten der vielen Bosskämpfe erinnern kann.

Mich mit meinem Gegner intensiv auseinanderzusetzen, um ihn besiegen zu können, finde ich als Spielmechanik klasse. So sind Kämpfe selbst mit eigentlich starken Charakteren nicht zu einfach und fordern mich so als Spieler. So gilt es aber nicht nur den Gegner gut zu kennen, sondern auch die eigenen Fähigkeiten und deren Einsatzmöglichkeiten. Gerade Tales of Xillia und Tales of Symphonia haben mir gezeigt, wie toll es ist aus einem großen Pool an Fähigkeiten auszuwählen und immer wieder etwas Neues auszuprobieren.

Ich lerne nicht aus

In JRPGs kann ich eine zweistellige Anzahl an Stunden reingesteckt haben und das Spiel wird mir auch nach dieser Zeit immer noch Neues bezüglich des Kampfsystem beibringen können. Entweder durch ein neues Item, neue Fähigkeiten oder neue Gegnertypen. Und während es viele gibt, die das als nicht enden wollendes und nerviges Tutorial sehen, finde ich das sehr cool und spaßig. Ebenso kann mich ein unglaublich komplexer Fähigkeitenbaum immer wieder zum Umdenken und Grübeln bringen.

Das Spiel schafft es, mich dadurch immer wieder zu überraschen, neu zu fordern und vielleicht sogar zum Umdenken zu zwingen. Das Ganze gilt in einigen Fällen nicht nur für das Kampfsystem, sondern auch für andere Gameplay-Mechaniken.

Die Gruppendynamik

In nicht wenigen Japanischen Rollenspielen bin ich in einer Gruppe unterwegs. Das ist etwas, dass in anderen Genres eher selten der Fall ist. Deshalb habe ich die Gruppen in Spielen wie The Legend of Heroes: Trails in the Sky sehr schätzen gelernt, da sie der Story und Atmosphäre unglaublich gut tun. Durch die unterschiedlichen Charaktere gibt es immer wieder Dialoge und Tiefe, welche unterhalten und faszinieren. Außerdem lerne ich dadurch die Spielwelt noch einmal besser kennen und kann mich auch während der Kämpfe gut mit den einzelnen Protagonisten identifizieren – und nicht nur mit dem Hauptcharakter.

Was ich an JRPGs nervig finde

Grinding

Ich bin jemand, der in der Story gerne schnell voran kommen möchte. Besonders bei zeitraubenden Spielen. Das bedeutet, dass ich von einem Punkt zum Nächsten laufe, ohne groß Gegner zu töten oder Nebenquests zu absolvieren. Bei JRPGs habe ich aber schnell gemerkt, dass ich damit nicht weit komme. Irgendwann kommt der Moment, wo die Gegner einfach zu stark werden und ich ohne stupides Grinding nicht weiter komme. Das frustriert mich ungemein.

Ich möchte eigentlich unbedingt wissen, wie es mit der gerade spannenden Story weiter geht, muss aber erst einmal in der Ödnis herum laufen und stupide Monster töten, um zu leveln. Das ist eine no-brainer Aufgabe, die mich gerade am Anfang jedes Mal fast wahnsinnig gemacht hat.

Auch wenn ich die Kampfsysteme eigentlich mag – wie oben beschrieben – ist es gerade beim Grinding immer wieder sehr auffällig, wie stupide es auch sein kann. Irgendwann habe ich die immer gleiche Reihenfolge an Tasten, die ich zu drücken habe, einfach verinnerlicht.

Letztendlich habe ich für mich zwei verschiedene Lösungen gefunden: Entweder ich nutze jeden Gegner, den ich finden kann, während ich diverse Wege zurücklege, um zu kämpfen und damit zu leveln. Oder ich investiere mehrere Stunden am Stück ausschließlich in’s Grinding. Dann komme ich den Rest des Spiels mit relativ wenig Aufwand gut voran und vielleicht sogar bis an das Ende.

Charaktere aus dem Presswerk

Auch wenn ich weiter oben das vorhanden sein einer Gruppe als durchaus positiv beschrieben habe, gibt es bei diesem Thema auch ein paar Dinge, die mich unglaublich stören.

Es lässt sich wohl sagen, dass ein paar der folgenden Charaktere in einer Heldengruppe nicht fehlen dürfen:

Held, welcher entweder der totale Draufgänger ist und sich durch Übermotivation auszeichnet oder die totale Niete und nichts auf die Reihe bekommt Der Verräter, der sich durch Geheimnisse oder zweideutige Anspielungen zu erkennen gibt und sich am Ende dann vielleicht doch für das Gute entscheidet Die kleine Schwester oder Kindheitsfreundin, welche den Protagonisten unterstützen möchte und total auf ihn steht, es aber nicht zeigt Der Witzbold, der durch seine Scherze seinen inneren weichen Kern verbergen möchte Diese Stereotypen werden irgendwann einfach langweilig und sehr vorhersehbar. Besonders was die Story von JRPGs angeht. Irgendwann habe ich dieses Muster erkannt und das nimmt der Story eine gewisse Spannung. Ich würde mir da einfach mehr Kreativität und Überraschung wünschen.

Die ständige Wiederkehr von besiegten Bösewichten

Mir ist aufgefallen, dass vor allem bei Bosskämpfen gegen Kontrahenten aus Fleisch und Blut, diese selten sterben und nach einem Sieg oft am Leben gelassen werden. Also muss ich mich diesen immer wieder stellen und beweisen, dass ich stärker bin als sie. Obwohl ich das schon viele Male davor getan habe. Und dann, in den letzten Spielstunden, ist es irgendwann einmal so weit, dass der böse Erzfeind endlich das Zeitliche segnet.

Das lässt sich für mich einfach nicht logisch erklären und kommt mir daher sehr künstlich vor, um die Spielzeit zu strecken. Ich musste in Final Fantasy X so viele Male gegen Seymour kämpfen und immer wieder habe ich mich gefragt, warum er nicht endlich sterben kann. Auch in Tales of Symphonia lassen mich die Macher nicht selten gegen gewisse Charaktere immer und immer wieder antreten. In beiden Spielen, die ich sehr mögen gelernt habe, ist das bis heute einer meiner wenigen Kritikpunkte.

Das Abbremsen der Geschichte

Nicht selten braucht es einiges an Zeit, um die Geschichte in Fahrt zu bringen. Ich als Spieler bin immer wieder dankbar, wenn ich in langen Spielen diesen Moment erreiche. Und dann, wenn es spannend wird und ich auf jeden Fall wissen möchte, wie es weiter geht, passiert es. Die Geschwindigkeit wird heraus genommen und ich muss mich erst einmal um ein paar unwichtige Kleinigkeiten kümmern. Ich muss irgendwelchen Aktivitäten nachgehen, die ich in diesem Moment total uninteressant finde. Viel lieber würde ich weiter Geheimnissen nachjagen, den Bösewicht verfolgen und endlich zur Strecke bringen oder zu einem neuen Spielabschnitt aufbrechen.

Auch das dient oft nur dem Zweck, die Spielzeit in die Länge ziehen. Ja, Charaktere und Welt bekommen dadurch oft mehr Tiefe und das ist toll. Wirklich. Aber der Zeitpunkt, um dem Spieler mehr Informationen darüber zu geben, könnte meiner Meinung nach oft besser sein.

Schlusswort

Sicher ist nicht alles, was ich geschrieben habe, auf alle Videospiele des Genre JRPG anwendbar. Es ist einfach mein persönlicher Eindruck, den mir die Spiele dieses Genre vermittelt haben, welche ich selbst gespielt habe.

Auch wenn sich hier Pro und Kontra zumindest optisch auszugleichen scheinen, ist es so, dass ich JRPGs mittlerweile sehr gerne spiele und ihnen ihre Schwächen, aufgrund der Stärken, gerne verzeihe. So ist es vor allem die Story, die Spielwelt und die Charaktere, welche mich immer wieder motivieren, den Controller doch wieder in die Hand zu nehmen.