Review – Fate/stay night: Heaven’s Feel: Lost Butterfly

  • 7. März 2020 / Anime

Über ein Jahr nachdem die Fate/stay night: Heaven’s Feel Trilogie gestartet ist, erschien nun endlich der zweite Teil, Lost Butterfly, im deutschsprachigen Raum. Endlich erfahre ich, wie die Geschichte von Shirou Emiya und Sakura Matou weiter geht. Schon lange nicht mehr, habe ich mich so sehr auf eine Fortsetzung gefreut.

Nachdem Presage Flower viele Fragen aufgeworfen hat, erhoffte ich mir nun, dass diese beantwortet werden und Sakura, sowie Shirou, noch einmal mehr Tiefe bekommen. Auch die Inszenierung der Kämpfe hatten noch Luft nach oben. Schafft es der zweite Teil, meine Erwartungen zu erfüllen?

Sakura und Shirou im Fokus

Presage Flower hat einen Haufen Fragen aufgeworfen und nahezu alle offen gelassen. Lost Butterfly nutzt diese geschaffene Grundlage wunderbar und fängt schon früh an, diese Stück für Stück zu beantworten. Besonders Sakura, die bisher ein wandelndes Geheimnis war, rückt noch einmal stärker in den Fokus. Im Laufe des Films wird schonungslos gezeigt, was für ein Mensch sie ist, wie sie zu diesem geworden ist und was für eine Rolle sie im Krieg um den Heiligen Gral spielt.

Vom stärkeren Schwerpunkt auf Sakura profitiert nicht nur sie. Vor allem Zouken Matou gibt endlich einen passablen Bösewicht ab, da nun klar wird, was hinter seinen Handlungen steckt und sein ultimatives Ziel ist.

Trotzdem geht auch Shirou dabei nicht vergessen und spielt weiterhin eine wichtige Rolle. So haben es die Macher geschafft, die Beziehung zwischen Sakura und Shirou gut in den Fokus zu rücken. Auch Shirou selbst bekommt mehr Tiefe, als noch im ersten Teil. So wird dieser immer wieder mit seinem eigenen Idealen konfrontiert. Dabei gelingt es Ufotable wunderbar, den inneren Kampf, den er mit sich austrägt, herüber zu bringen. So bekomme ich von Shirou eine ganz neue Seite zu sehen, die mir die anderen Fate/stay night-Serien noch nicht gezeigt haben.

Bei all dem bleibt Rin Tohsaka genauso im Hintergrund, wie schon im vorherigen Teil. Und auch Illyasviel von Einzbern, von der ich mir in diesem Teil mehr erhofft hatte, ist nicht mehr als eine Randfigur.

Schwere Kost

Wo ich Presage Flower schon als dunkel und düster bezeichnet habe, so legt Lost Butterfly noch einmal zwei Latten oben drauf. Ich kann mich nicht daran erinnern, mich beim Schauen eines Anime je so unwohl gefühlt zu haben. Die Themen und Ereignisse, welche der Film behandelt, sind unangenehm und schwierig. Das zeigt sich auch an den Reaktionen und Handlungen der Charaktere. In all den Jahren habe ich noch nie einen Fate/stay night-Cast gesehen, der so leidet und mit sich zu kämpfen hat.

Trotz der delikaten Themen schafft es der Anime einen gewissen Rahmen zu wahren und nicht in’s Geschmacklose abzudriften. Den Machern scheint bewusst gewesen zu sein, wo die Grenzen liegen und vor allem, was die Geschichte wirklich sinnvoll stützt. Ich habe zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Geschehnisse des reinen Effekts willen schockieren sollen, sondern dass wirklich etwas dahinter steckt. Dies war bestimmt kein einfacher Balanceakt. Wobei jeder Zuschauer sicherlich sein eigenes Empfinden hat und die Meinungen da auseinander gehen.

Einen großen Teil zu dieser bedrückenden Atmosphäre trägt der sehr gelungene Soundtrack bei, aus dem vereinzelte Songs besonders positiv herausstechen. Auch die zumeist dunklen und dreckigen Hintergründe der Stadt Fuyuki passen wunderbar hinein.

Die Gesichtsausdrücke der Charaktere. Wie die Kamera den Fokus immer wieder auf Kleinigkeiten lenkt. Szenen die absichtlich abgeschnitten oder in denen nur bestimmte Bereiche gezeigt werden. Das alles und noch mehr unterstreicht die Atmosphäre von Lost Butterfly sehr gut.

Kampf der Kräfte

Die Servants sind in diesem Teil recht blass. Vor allem die Beziehungen zwischen Mastern und Servants wird so wenig beleuchtet, wie in noch keinem Teil der Fate/stay night-Saga. Es gibt hier und da kleine Einblicke. Mehr aber nicht. Auch wenn ich verstehe, dass vorherige Anime des Fate-Universums schon ziemlich viel offenbart haben, so hätte ich mir dann wenigstens gewünscht, dass anderen Servants mehr Beachtung geschenkt wird. Dies wird am ehesten noch bei Rider versucht, gelingt aber nicht wirklich. Auch der Verlust von Saber wird so gut wie nicht thematisiert.

Das alles liegt daran, dass der Film sich die meiste Zeit wirklich mit den Mastern und den Beziehungen untereinander beschäftigt, statt den übermächtigen Servants. Aber auch die bekommen zumindest an einer Stelle ihren großen Auftritt, mit einem bombastischen Kampf.

Es ist ein Kampf, der mit einem Wort zusammengefasst werden kann: Gewalt. Zwei riesige Kräfte treffen aufeinander und legen alles in Schutt und Asche, was ihnen in den Weg kommt. Dabei geht es nicht um Finesse oder Taktik. Es geht allein um Kraft, die in direkter Konfrontation miteinander gemessen wird. So schafft es Ufotable genau das super herüber zu bringen und brennt dabei ein ziemliches Effekt-Feuerwerk ab. Für meinen Geschmack fast schon übertrieben, da ich ein Freund von detailreichen Kämpfen bin und bei den Ganzen Effekten teilweise schon gar nicht mehr erkennen konnte, was da eigentlich passiert. Andererseits fügt sich diese Art von Kampf gut in die Geschichte ein.

Zum Glück gibts es weitere Action-Szenen, die mir positiver in Erinnerung geblieben sind, da sie mich durch Details und Inszenierung überzeugen konnten. Vor allem in Sachen Kamerafahrten gibt es einige Szenen, die mich positiv an Demon Slayer erinnert haben, welches ebenfalls von Ufotable stammt.

Schlusswort

Fate/stay night: Heaven’s Feel: Lost Butterfly macht da weiter, wo Presage Flower aufgehört hat. Es geht weiterhin unbeirrt in eine komplett andere Richtung, als die bisherigen Anime und schafft es so Neues zu präsentieren und mich zu überraschen. Der Film fokussiert sich auf die Schicksale der Charaktere und ihre Beziehungen. Außerdem hat er die Grundlagen, die Presage Flower geschaffen hat, wunderbar genutzt. Dennoch ist er, aufgrund seiner schweren Kost, sicher nichts für jeden Abend oder jedes Gemüt.

Ich erhoffe mir vom dritten und letzten Teil, Spring Song, dass sich die beschwerliche Reise der Charaktere gelohnt hat und sie ein befriedigendes Ende bekommen. Erst mit dem Abschluss der Trilogie wird sich zeigen, wie gut mir das Gesamtwerk Heaven’s Feel gefällt.