Trackmania 2020: Fesselnd durch easy to learn, but hard to master

  • 29. Juni 2021 / Videospiele

Wahnwitzige Strecken mit Loopings, Halfpipes und gewaltigen Sprüngen. Ein Formel 1-ähnliches Auto, welches locker über 300 km/h fährt. Ein Streckeneditor, mit dem ich wahrscheinlich mehr Zeit verbracht habe, als mit dem Fahren der eigentlichen Rennen. Und eine Vielzahl durch die Community erstellte Rennstrecken. All das kostenlos. Daran erinnere ich mich, wenn ich an TrackMania: Nations zurückdenke. Ein Videospiel aus meiner Jugend, welches für mich neben Flatout 2 und der Need for Speed-Reihe einen besonderen Platz im Rennspiel-Genre hat.

Danach verlor ich die Serie aus den Augen. Bis ich vor ein paar Wochen auf Trackmania 2020 gestoßen bin, welches letztes Jahr erschienen ist und sich sehr stark an TrackMania: Nations von damals orientiert. Ob die Neuauflage mich so begeistern kann, wie das Original aus meiner Jugend, ergründe ich in dieser Ausgabe von Quick Game.

Die Jagd nach der Bestzeit

In der Trackmania-Reihe wird nicht direkt gegen die Konkurrenz angetreten. Jeder Spieler ist für sich alleine auf der Strecke und versucht eine persönliche Bestzeit zu fahren, die schneller ist, als die der Konkurrenz. So sind die Konkurrenten entweder die Bestzeiten der anderen Spieler auf dem Online-Leaderboard, die eigene Bestzeit oder die Zeiten der vier Medaillen, die je Track ergattert werden können.

Dieses Prinzip hat mir bei Rennspielen schon immer sehr zugesagt, weil ich als Spieler alles selbst in der Hand habe. Es gibt nur die Strecke, das Auto und mein Können als Fahrer. Dazu kommt noch, dass ich eine Strecke zu jederzeit von vorne anfangen kann und ich unendlich viele Versuche habe. All diese Dinge haben es geschafft, mich die letzten Wochen vor dem Bildschirm zu fesseln.

Die aus 25 Strecken bestehende Spring 2021 Kampagne wurde vom Entwickler Nadeo gerade veröffentlicht, als ich meine ersten Stunden mit Trackmania 2020 verbracht habe. Und relativ schnell war für mich eines klar: Ich möchte auf all diesen Strecken mindestens die Goldmedaille bekommen. So kämpfte ich auf jeden Track um jede hundertstel Sekunde, bis ich nach zwei Wochen mein Ziel auf den abwechslungsreichen Strecken erreicht hatte. Während dieser ganzen Zeit hatte ich so viel Spaß, wie schon seit Jahren mit keinem Rennspiel mehr.

Aber wie hat es Trackmania 2020 geschafft, mich mit seinem Gameplay zu begeistern? Wie hat es dieses eigentlich recht simple Videospiel geschafft, in mir eine solche Motivation zu wecken?

Der Teufel steckt im Detail

Trackmania 2020 ist easy to learn, but hard to master. Jeder Spieler kann es relativ schnell schaffen, von Anfang bis zum Ende einer Strecke zu fahren und Spaß dabei zu haben. Dabei aber die beste Zeit herauszuholen, erfordert das Anwenden verschiedenster Techniken. Mit Airbreak kann das Auto in der Luft kontrolliert und möglichst flach gelandet werden, um den Geschwindigkeitsverlust zu reduzieren. Mit Drifts lassen sich Kurven möglichst schnell nehmen. Diese und noch andere Techniken lassen sich beim Fahren anwenden, um mehr Geschwindigkeit aus dem Auto und Zeit aus der Strecke herauszuholen.

Um die persönliche Bestzeit zu verbessern muss neben den eigentlichen Fahrkünsten auch der Track analysiert und gelernt werden. Jede Strecke unterscheidet sich in Länge und Komplexität und bringt seine eigenen Tücken mit sich. Außerdem gibt es verschiedene Oberflächen wie Eis, Gras und Schotter, auf denen sich das Auto unterschiedlich verhält. All diese Dinge müssen erkannt und Lösungen gefunden werden. Auch können sich gewisse Abkürzungen verstecken. Diese ganzen Faktoren und die eigenen Fähigkeiten als Fahrer beeinflussen sich und führen zu einer Abhängigkeit aus Risk und Reward.

Je länger die Strecke, desto größer mein zeitlicher Aufwand und meine Anstrengung beim Fahren. Möchte ich zum Ende der Strecke also wirklich diesen riskanten Sprung wagen, um ein paar Millisekunden herauszuholen? Das, obwohl ich bereits jetzt eine bessere Zeit habe als zuvor? Diese und andere Fragen kommen mir in den Sinn, bevor ich bei entscheidenden Stellen eines Tracks ankomme. Und meistens ist die Antwort: Ja, ich will das Risiko eingehen. Der Zeitgewinn und das Gefühl, das für mich Bestmögliche herausgeholt zu haben, ist es mir wert. Die paar Plätze, die ich dadurch im Leaderboard nach oben steige, sind es mir wert. Die Medaille, die ich dadurch eventuell endlich bekomme, ist es mir wert. Also gehe ich das Risiko ein, nehme den Sprung und hoffe. Hoffe darauf, nicht irgendwo hängen zu bleiben, genug Geschwindigkeit zu haben und es in’s Ziel zu schaffen - mit einer neuen persönlichen Bestzeit.

Schlusswort

Das Prinzip von Risk und Reward in Kombination mit easy to learn, but hard to master funktioniert in Trackmania 2020 wunderbar. Dass Strecken in der Regel nur zwischen 30 und 60 Sekunden dauern und dadurch kein großes zeitliches Investment von mir verlangt wird, ergänzt das Ganze prima und sorgt dafür, dass ich es so regelmäßig spiele, wie schon seit Jahren kein Videospiel mehr. Da ich keine stundenlangen Session spielen muss, wenn ich nicht will, eignet es sich perfekt für zwischendurch. Trotzdem kann ich immer wieder an meinem Können als Fahrer arbeiten und sehe einen Fortschritt.

Den Streckeneditor habe ich noch keine einzige Sekunde angefasst. Es gibt noch so viele Kampagnen, die von der Community erstellt wurden, welche ich kennenlernen und meistern möchte. Und bald kommt vom Entwickler Nadeo die Summer 2021 Kampagne. Ich bin gespannt, vor welchen Herausforderungen mich die neuen Strecken stellen werden.