Mein erstes Gunpla Kit

  • 24. Dezember 2021 / Anime

Als Kind habe ich viel mit Lego gespielt und alles Mögliche damit gebaut: Städte, Fahrzeuge, Baumhäuser, Landschaften und noch viel mehr. Später habe ich Warhammer 40.000 Tabletop Figuren ausprobiert. Dort musste ich aber feststellen, dass das Bemalen nichts für mich ist. Auch hatte ich einige Jahre eine Modelleisenbahn, in deren Landschaft ich viel Zeit investiert habe. Es zeigt sich also, dass mir das Zusammenbauen von Dingen immer wieder Freude bereitet.

Im Sommer letzten Jahres war es dann mal wieder so weit: Ich wollte unbedingt etwas Neues ausprobieren. Etwas, was ich noch nie zuvor gemacht hatte. Dabei fiel meine Wahl auf Gunpla - YouTube-Algorithmus sei Dank. Aber irgendwie auch nicht überraschend, wenn ich meine Hobbies wie Anime, Videospiele und die erwähnte Freude am Zusammenbauen bedenke.

Was ist Gunpla?

Das Wort Gunpla steht für »Gundam Plastic Models«. Es handelt sich also um Modelle aus dem Gundam-Universum, welches sich um Mecha dreht. Diese Modelle gilt es aus vielen Plastikteilen mittels der dazugehörigen Anleitung und Werkzeuge zusammenzubauen. Die Anzahl der Teile, die Komplexität und die Grösse des Modells hängt dabei vom Schwierigkeitsgrad ab, welcher bei Gunpla als »Grade« bezeichnet wird.

Gunpla Kits werden bereits seit den 1980ern von der japanischen Firma Bandai hergestellt und verkauft. Seitdem haben die Kits und somit auch die Art des Zusammenbauen eine Entwicklung durchgemacht. So besteht dieses grob aus den folgenden Schritten:

  • Jedes Kit enthält mehrere »Runner«. Dies ist ein Gitter, welches aus den einzelnen Plastikteilen besteht. Mittels eines »Nipper« werden diese Teile herausgeschnitten.
  • Nach dem Herausschneiden bleiben auf den Teilen meistens sogenannte »Nub Marks«. Dies sind überflüssige Rückstände vom Runner und werden mit einem Bastelmesser und einer Feile entfernt.
  • Die einzelnen Teile werden danach Stück für Stück zusammengesteckt.

Dieses Vorgehen wird solange wiederholt, bis alle Teile zusammengebaut sind. Dabei kommt keinerlei Klebstoff oder Farbe zum Einsatz. Die Teile sind bereits eingefärbt und können durch den Einrast-Mechanismus einfach von Hand zusammengesteckt werden. Diese beiden Eigenschaften hatten mich besonders begeistert, da ich kein Fan davon bin, kleine Teile zusammenzukleben oder zu bemalen.

Beeindruckende Mechanik

In den ersten Stunden hat mich die Technik und Mechanik immer wieder positiv überrascht. Sind die einzelnen Teile einmal zusammengeklickt, sind sie tatsäch sehr stabil. Lassen sich aber trotzdem jederzeit wieder auseinandernehmen. Dafür braucht es lediglich ein wenig Kraft.

Die Anleitung ist auf japanisch. Da das Meiste über Bilder und wichtige Anweisungen über Symbole, dessen Bedeutungen online nachgeschaut werden kann, gegeben werden, ist das kein Problem. In den vielen Stunden, die ich an dem Gundam gearbeitet habe, ist es mir vielleicht zwei oder dreimal passiert, dass ich einen Fehler gemacht habe. Und diese liessen sich immer rückgängig machen. Das Gunpla Kit war ein Master Grade und gehörte damit eher zur komplexeren Sorte. Daher nicht verwunderlich, dass die Fehler eher auf meine Kappe gingen, weil ich nicht genau genug der Anleitung gefolgt bin.

Auch zusammengebaut sind die einzelnen Teile nicht einfach nur statisch. Arme, Beine und Gelenke lassen sich bewegen und anwinkeln. Dabei kommt zum Beispiel in den Kniekehlen eine Art Hydraulik zum Einsatz. Dies alles ermöglicht es den fertigen Gundam in verschiedenen Posen zu präsentieren.

Entspannung durch Routine und Konzentration

Das Zusammenbauen des Gundam hatte etwas entspanntes. Die Anleitung lesen, Teile vom Runner lösen, die Nub Marks entfernen, Teile zusammenstecken. Irgendwann bin ich in eine Art Rhythmus rein gekommen. Meine Gedanken konnten auch nicht gross abschweifen, da es für die einzelnen Tätigkeiten durchaus Aufmerksamkeit, Konzentration und Präzision braucht.

Ich konnte alles in meinem eigenen Tempo machen. Wenn ich eine Pause brauchte, sei es für wenige Minuten oder mehrere Wochen, habe ich mir diese einfach genommen. Bin dann aber auch immer wieder gerne zu diesen meditativen Prozess zurückgekehrt.

Der Teufel steckt im Detail

Auch dieses Hobby hat seine Tücken. So habe ich mich das ein oder andere Mal mit dem Bastelmesser in den Finger geschnitten. Und gerade das Entfernen der Nub Marks ist wohl etwas, dass ich mir noch antrainieren muss. Nicht selten sind von diesen Rückstände geblieben oder ich habe zu viel entfernt. Auch kam es vor, dass ich durch das Abfeilen die Oberfläche unschön zerkratzt habe. Es blieb mir aber nichts weiter übrig, als mit meinen Fehlern zu leben und weiter zu machen. Für jemanden, dessen Hobbies eher im digitalen Bereich sind, nicht ganz so einfach.

Schlusswort

Der Gundam ist nicht perfekt geworden. Aber trotzdem bin ich ein wenig stolz darauf. Den Mecha auf seinen eigenen Beinen stehen zu sehen, seine Waffe und seinen Schild haltend, war nach mehrere Stunden Handarbeit ein tolles Gefühl. Alternativ hätte ich ihn auch mit einem Raketenwerfer oder sein Laserschwert ausrüsten können - und kann das auch jetzt noch jederzeit tun.

Ich bin froh, Gunpla mal ausprobiert zu haben. Es war eine schöne Erfahrung und so wird es bestimmt nicht das letzte Kit gewesen sein, an dass ich mich gewagt habe.

Falls du nun ebenfalls interesse hast, Gunpla mal auszuprobieren: Gekauft habe ich das Kit und die nötigen Werkzeuge bei HobbyLink Japan. Das Bestellen und die Lieferung funktionierten Reibungslos. Ausserdem lohnt es sich, auf YouTube ein paar Videos dazu anzuschauen und sich im Internet zu belesen.